Sich verantwortlich fühlen – stell dir vor, das hast du so früh gelernt, dass du dich an keine Zeit erinnert, wo du dich nicht verantwortlich gefühlt hast. Für die Gefühle anderer Menschen, für deren Wohlbefinden.

Kleine Kinder neigen dazu, wenn Mami oder Papi traurig, wütend, böse, enttäuscht, frustriert etc. sind, das auf sich zu beziehen. Ihre voll-funktionierenden Antennen lassen sich von einem „Nein, Schatz, Mama weint nicht, ich habe was im Auge.“ nicht täuschen.

Wie wirkt sich das auf kleine Menschen aus, die so aufwachsen? Sie zweifeln an ihrer Wahrnehmung und verfeinern ihre Sensoren und ihre Frühwarnsysteme. Und wenn dieser kleine Mensch eine Reife oder Alte Seele ist, kommt noch etwas hinzu: Reife und Alte Seelen erinnern sich oft unbewusst an frühere Erfahrungen und Gefühle. Sie erkennen viel klarer, wie komplex das ist, was sie bei ihren Mitmenschen wahrnehmen. Weil sie die meisten Gefühle bereits selbst irgendwann einmal erlebt haben. Und sie haben eher Erfahrungen, wie etwas ausgehen könnte – was sie dann zu verhindern versuchen. Und sie haben viel „Wissen“, wie es zu lösen wäre – was sie anderen dann gern aufdrücken. Vielleicht klingt da etwas in dir an?

Deshalb lass uns einige Aspekte genauer betrachten.

Einige Menschen sind auffallend gut darin, sich um andere zu kümmern.

Und sie können eins sehr gut: sich für ihre Liebsten übermäßig verantwortlich fühlen.

Sich verantwortlich fühlen für Kolleg*innen, Kund*innen.
Sich verantwortlich fühlen sogar für eher nicht-meine-Liebsten.

Und vor allem Reife Seelen und Alte Seelen sind Meister darin.

Vielleicht fragst du dich, wie ich darauf komme? Ich habe immer mal Menschen in meinem 1:1-Coaching, die gern daran arbeiten möchten, dass sie sich zu sehr verantwortlich fühlen. Dass sie sich zu viel um andere kümmern.

Sich verantwortlich fühlen, wie es viele erleben … bei älteren Seelen ist das auch oft so … oder umfassender

Lass uns erst einmal eher allgemein auf dieses sich übermäßig kümmern und sich übermäßig verantwortlich fühlen, schauen. Viele Menschen kennen von sich, dass sie sich schlecht und verantwortlich fühlen, wenn sich Partner*innen, Kinder, Freundeskreis, Kolleg*innen, Kund*innen verärgert, verletzt, frustriert, hilflos fühlen.

Dass sie sich dann selbst schlecht fühlen.

Der Mix ist: sich schlecht und schuldig fühlen

Oft fühlen sie sich sogar schuldig. Und das, obwohl sie schon erkannt haben, dass z. B. der Kollege seine Aufgabe einfach früher hätte anfangen müssen, um rechtzeitig fertig zu werden. Da ist oft trotzdem ein Schuldgefühl, wenn man nach Hause geht und besagten Kollegen bildlich gesehen im Stich lässt.

Vom Kopf her? Alles klar.

Vom Gefühl her Totales Chaos, Gefühle hoch und runter!

Oder vielleicht kennst du das?

Ich habe bestimmt was Verletzendes gesagt oder getan

Du merkst, dass jemand „komisch“ drauf ist. Und überlegst sofort, was du beim letzten Treffen gesagt oder gemacht hast.

Dir fällt nichts ein? Macht nichts!

Dein unbewusstes Programm bringt dich dazu, immer tiefer zu kramen und bietet dir Bilder, wo du nicht aufmerksam, zugewandt, hilfsbereit genug diesem Menschen gegenüber warst. Und dass es dem deshalb jetzt schlecht geht. Voila! das Programm hat wieder erfolgreich zugeschlagen.

STOPP! Du bist nicht für die Gefühle und das seelische Wohlbefinden anderer verantwortlich

Glaub mir, soviel Macht hast du nicht! Dazu brauchen die dich nicht. Deine Worte nicht. Und nicht einmal dein Handeln macht, dass der andere sich unglücklich oder sonst-wie schlecht fühlt. Das macht der andere wirklich ganz alleine. Der andere kreiert sich das.

Merke dir: Wenn jemand verärgert, frustriert oder sonst-was ist, dann deshalb, weil er sich ärgerliche oder frustrierende Gedanken macht. Das ist seine Macht, nicht deine.

Sage dir selbst immer wieder: Ich bin nicht für die Gefühle und das seelische Wohlbefinden anderer Menschen verantwortlich.

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Wenn Reife oder Alte Seelen auf das Thema „sich verantwortlich fühlen“ kommen

Okay, soweit ist das ein bekanntes Thema. Meine Erfahrung ist, dass Menschen in einem höheren Seelenalter oft komplexer aufgestellt sind. Wenn so jemand zu mir kommt, ist vielen das Ausmaß gar nicht klar. Statt es ihnen zu erzählen (dann müssten sie es mir glauben oder auch nicht), lasse ich sie eine Erfahrung machen. Dann brauchen sie nichts glauben, sondern spüren ihre Wahrheit.

Ich biete an, kinesiologisch auszutesten, wie weit ihr Verantwortungsgefühl geht.

Oft zeigt die schrittweise Überprüfung von z. B. sich für meinen Mann/meine Mutter/meine Freundin verantwortlich fühlen („weiß ich“), mich um meine

Tochter kümmern („ist mir bewusst“) viel Bekanntes. Nach und nach wird so das Ausmaß des übermäßigen Verantwortungsgefühls sichtbar.

Die Wahrheit ist: Viele haben weitreichende, komplett unbewusste Programmierungen rund um Thema Verantwortungsgefühl

Das Unterbewusstsein hat Programmierungen und die lauten beispielsweise:

Ich muss mich immer um Andere kümmern.

Ich bin verantwortlich.

Ich bin verantwortlich für andere.

Klar, dass man da ranmuss! Dringend! Für sich selbst. Aber auch für den anderen, dem man mit diesem Muster schadet.

Das ist ein Aspekt, der Reife und Alte Seelen auf einer tieferen Ebene erreicht. Weil sich etwas zurechtrückt. Puzzleteile zusammenpassen. Und weil sie mit diesem Impuls bereit sind, für den nächsten Schritt.

Die Erkenntnis, dass das Bild des „Gutmenschen, der sich für andere aufopfert“ Risse bekommt. Und dann richtet sich der Fokus auf die nächste Erkenntnis, auf das Ursprungsthema, mit dem Reife Seelen und Alte Seelen meist den nächsten Lernschritt einläuten.

Ahnst du, worum es geht?

Mich verantwortlich fühlen schadet nicht nur mir, sondern auch dem anderen

Übermäßiges kümmern um andere und übermäßiges sich verantwortlich fühlen – das klingt vielleicht für einige „edel“. Vielleicht auch für dich?

Ist es aber mitnichten!

Du schadest dem anderen. Du schwächst ihn.

Denn es ist immer DEIN mangelndes Vertrauen, dass der andere sein Leben richtig und gut hinbekommt. Du hast kein Vertrauen in den anderen, dass er seine Themen und Probleme selbst lösen wird.

Der andere hat kein Problem.
Du hast das Problem! Dein Problem ist, dein mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen.
Punkt!

Klingt das für dich hart? Ist es auch!

Deshalb bitte, arbeite an deinem Vertrauen.
Vertrauen in dich. Vertrauen in das Leben.

Wera Nägler

Vertrauen in den anderen.

Vertrauen in das Leben.

Und weißt du was? Ich kann das deshalb behaupten, weil ich früher selbst genauso war. Ich war eine „Kümmerin“ schlechthin. Und fühlte mich dadurch gebraucht, besser, gut-menschig. Und all so einen Quark, den man sich erzählt. Den ich mir erzählt habe.

Als ich wirklich anfing, mein Verantwortungsgefühl zu erforschen

Mein Problem mit diesem verantwortlich fühlen bestand immer schon. Bereits als kleines Kind war es da/war ich so. Ich fühlte mich verantwortlich für meine jüngeren Geschwister, meine Mutter und irgendwie alle in meinem Dunstkreis. Das war mein normal.

Die Kreise wurden mit Schule und Berufsleben größer. Aber ich wurde ja auch kompetenter 😉.

Bis es in Liebesbeziehungen und in meiner neuen Arbeit als Trainerin, Coach und Therapeutin immer hinderlicher wurde. Weil die Patina „Wera, die Retterin“ nur noch klebte. Ich trat auf der Stelle. Eine entscheidende „Lektion“ war immer knapp außerhalb meiner Reichweite.

Ich war zunehmend überfordert von meinem Verantwortungsgefühl. Die Zuwendung und Dankbarkeit, die ich überschwänglich bekam „reichten“ nicht mehr. Sie ernährten mich nicht mehr.

Ich merkte auch, dass ich andere unbewusst benutzt hatte, um mich besser zu fühlen. Um auch von meinem eigenen tiefen Schmerz abzulenken.

Es war trotz „gut gemeint“, nicht „gut gemacht“. Denn auch wenn ich mich nicht für andere aufopferte, gab es in mir diese latente Bereitschaft, das im Notfall auch zu tun.

Ich tat mir damals ziemlich leid. Und es sollten noch viele Jahre vergehen, bis ich meine Wahrheit so auf den Punkt bringen konnte, wie ich es heute wahrnehme. In aller Liebe: „Sich für andere aufzuopfern ist nur eine Variante von Egoismus. Übe dich lieber in Selbstfürsorge.“

Damals war ich noch lange nicht an diesem Punkt. Aber ich merkte: Etwas läuft grundsätzlich falsch.

Und! ich! weiß! nicht! was!

Die tatsächliche Dimension war mir immer noch verborgen, das spürte ich deutlich.

Also grub ich mich immer tiefer in dieses hartnäckige Thema. Denn meine erfolgreichste Technik BSFF, systemische Aufstellungen und Heilarbeit verbesserten einiges, kamen jedoch nicht bis zum Kern.

Ich spürte, dass ich immer „knapp daneben“ am arbeiten war. Und dass mir eine wichtige Erkenntnis fehlte.

Ich habe damals dann schonungslos bei mir ausgetestet, für wen ich mich verantwortlich fühlte.

Die ersten Personen waren leicht. Sie waren mir bewusst. Sie fielen in die Kategorie „das sind meine Lieblings-Menschen und man kümmert sich umeinander“.

Lies weiter Teil 2, dann gehe ich auch noch mehr auf Reife und Alte Seelen ein.