Glaubenssätze auflösen ist ein Thema für dich? Dann hast du bestimmt schon Übungen gemacht, wie du Glaubenssätze erkennen und auflösen kannst. Für einfache Glaubenssätze reicht das. Für die Glaubenssätze unter den Glaubenssätzen ist das aber zu wenig. Es wird aber immer so getan, also müsstest du nur fünf oder sieben oder 11 Schritte ausführen und – schwuppdiwupp – wären die Glaubenssätze weg. Ganz so einfach ist es nach meiner Erfahrung als Coach und Therapeutin leider nicht. Deshalb spreche ich von Mythen. Aber lass uns vorher noch ein wenig in die Welt der Glaubenssätze eintauchen.

Über Glaubenssätze kannst du mittlerweile viel lesen. Vor allem über „negative“ Glaubenssätze. Die einem das Leben schwer machen. Und ja, das tun sie!

Lass uns einen Moment aber auch den Blick auf etwas Wichtiges lenken, was kaum jemand bedenkt. Glaubenssätze haben eine durchaus sinnvolle Funktion:

  • Sie helfen dir bei der Navigation durch dein Leben.
  • Sie geben dir Orientierung bei neuen Dingen, die in dein Leben kommen.
  • Sie sollen dich schützen.

Glaubenssätze hast du entweder durch eigene Erfahrungen gelernt, beispielsweise „Menschen, die überfreundlich sind, sind falsch.“. Oder du hast es durch die Erfahrungen anderer Menschen und Generationen übernommen, wie „Man isst immer den Teller leer.“ Sinnvoll für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration, fatal für unser bewegungsarmes und zugleich kalorienreiches Leben.

Glaubenssätze sind weder „gut“ noch „böse“

Einmal gelernt und vom System angenommen, kommt der Glaubenssatz immer wieder. Auf Autopilot. Ob dies „sinnvoll“ in der aktuellen Situation ist oder nicht.

Glaubenssätze werden – und das ist das Fatale – nicht hinterfragt. Weder beim „Lernen“ noch beim „Anwenden“.

Andererseits helfen dir Glaubenssätze, die Welt für dich begreifbar zu machen, indem du bei Neuem den Abgleich mit deinen Erfahrungen und damit mit deinen Glaubenssätzen machst. Und so reagieren und im Notfall schnell reagieren kannst. Also nicht immer heißt es automatisch: bitte Glaubenssätze auflösen!

Denn wie gesagt: Glaubenssätze geben Orientierung.

Und sparen in deinem Gehirn Zeit und Energie.

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Überleben und Energie sparen – darum geht es eigentlich!

Das Gehirn ist im Vergleich zu unseren Organen der größte Energieverbraucher. Vielleicht hast du schon einmal die wenig schmeichelhafte Bezeichnung „das egoistische Gehirn“ gehört? Das drückt es ziemlich gut aus.

Im Notfall gehen alle Ressourcen an das Gehirn.

Organe wie der Magen oder der Verdauungsbereich stehen da ganz weit unten in der Verteilungshierarchie. Doch kommen wir zurück zum Gehirn.

Um Energie zu sparen, legt das Gehirn möglichst viele Routinen und Automatismen an. Denn die sparen Energie. Denn unser Gehirn versucht auch energieeffizient vorzugehen. Deshalb diese Automatismen.

Dass viele dieser Routinen völlig überholt sind, wird vom Gehirn nicht beachtet. Gemäß dem Grundsatz:

Wir haben ein erfolgreiches System entdeckt, wie wir überleben. Das wenden wir an. Wieder und wieder.

Beispielsweise bekommt das kleine, niedliche Mädchen, das immer brav ist und gefallen will, keine Bestrafung. Im Gegenteil: Es wird gelobt und geliebt für sein Verhalten. Deshalb wird dieses Verhalten wiederholt angewendet.

Der Glaubenssatz „tue alles für andere“ oder „erst der Andere, dann ich“ oder „tue das, was Andere von dir erwarten“ oder „sage immer ja“ navigiert dieses Mädchen sicher durch seine Kindheit und sein Leben. In „Gehirn-Denke“: Wir sind sicher! Das Überleben ist mit diesem Verhalten gesichert.

Dass die erwachsene Frau nicht „nein“ sagen kann und sich als Leitungskraft nicht optimal positioniert, sondern erschöpft, ist ein kleiner Preis, der gezahlt wird. Klein gemessen an dem Auftrag für das Gehirn: Sichere unser Überleben!

Sicher wird jetzt klarer, warum manche Themen und Glaubenssätze fast lösungsresistent sind.

Gedanken und einfache Glaubenssätze lassen sich gut verändern. Auch mit den Übungsschritten, die ich in den einzelnen „Mythen“ nachfolgend ziemlich kritisch betrachte. Weil die gängigen Anleitungen für einfache Glaubenssätze und Veränderung der Gedanken/Gedankenhygiene passen. Aber für einen Großteil der Glaubenssätze reichen diese Übungen nicht.

Glaubenssätze auflösen und 4 Dinge, die ich meinen Kund*innen im Coaching sage

  • Das Gehirn muss unser Überleben sichern. Ob es uns dabei gut oder schlecht geht, ist zweitrangig. Nein, es ist schnurzpiepegal. Es geht ums Überleben. Punkt.
  • Das Gehirn legt bestimmte Programme einmal fest. Leider „vergisst“ es dann, das zu aktualisieren. Also führen dein Kompetenzzuwachs beim Erwachsenwerden oder veränderte Bedingungen nicht zu einem automatischen „Update“.
  • Eine Neuprogrammierung kostet viel mehr Energie als das Anwenden der alten Erfolgsprogramme. Um dich also an dieser Energieverschwendung zu hindern (schließlich gibt es ja bereits etwas Bewährtes), schickt es dir einfach „Unlust-Gefühle“.
  • Besonders geeignet sind Angst und Zweifel.
  • Außerdem sind die meisten Autoprogramme schon gestartet, bevor du „piep“ sagen kannst. Und bevor du gemerkt hast, welchen Glaubenssatz du schon wieder gedacht oder gesagt hast.

Dein Auto kommt in die Werkstatt, die Elektrik macht der Fachmann. Und deine Glaubenssätze und Hammerthemen?

Irgendwann bemerkst du, was du da treibst

Doch du kommst dir irgendwann auf die Schliche. Du merkst, dass du dich im Nachhinein über dein Verhalten in einer Situation ärgerst. Und nimmst dir vor, das beim nächsten Mal anders zu machen. Wenn du Pech hast, vergisst du diese Erkenntnis und den Vorsatz. Übrigens ist auch dies eine clevere Strategie deines Gehirns.

Aber irgendwann merkst du: Hey, das mit dem „ich mache es anders“ hat nicht geklappt.

Dann kommst du deinen Gedanken auf die Spur. Und merkst, wie negativ oder passiv oder klein du dich denkst. Und du entdeckst, wer die wahren Herrscher in deinem Gehirn sind: Die Glaubenssätze – hallooooo!

Und dann fragt man sich: Wie werde ich die jetzt wieder los?!? Wann immer also jemand sagt „Da ist ein Glaubenssatz, der muss aufgelöst werden.“ ist klar, dass damit negative gemeint sind. Also Glaubenssätze, die dich limitieren.

Wann limitieren dich Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind limitierend, wenn sie nicht mehr stimmen und dich kleiner machen/halten, als du bist bzw. sein kannst. Weil du mittlerweile älter, kompetenter, stärker, sozial vernetzter usw. bist im Gegensatz zu dem Zeitpunkt, als sie entstanden. Da warst du wahrscheinlich klein/jung, hilflos, unwissend, unerfahren, überfordert usw.

Dein System aktualisiert dich aber nicht. Deshalb gilt der dich beschützende Glaubenssatz. Völlig unnötig.

Ach ja, und du erinnerst dich sicher: Der größte Teil der hartnäckigen Glaubenssätze haben rein faktisch noch nie gestimmt!

Glaubenssätze-auflösen-Mythen

In kurz: Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind Neuronenmuster in deinem Gehirn.

Und jeder Glaubenssatz ist – je nach Ursprungssituation – emotional besetzt. Entweder positiv oder negativ. Er löst also entweder ein positives Gefühl aus oder eben ein negatives.

Denn sobald eine ähnliche Situation wie die Ursprungssituation eintritt, wird das Neuronenmuster aktiv. Du bist also sofort auf Autopilot: Du bist in einer neuen Situation und gefühlsmäßig gleichzeitig in der Ursprungssituation. Das ist tricky!

Denn du fühlst, denkst und handelst …

… auf Autopilot. Deshalb sind deine Reaktionen auch oft für die Situation überhaupt nicht angemessen.

So, ich hatte mir das Wort „kurz“ in die Zwischenüberschrift geschrieben. Wenn du mehr wissen willst, schau doch mein Video. Ich habe es am Ende des Artikels eingestellt.

Hier findest du eine völlig zufällige Auswahl von Glaubenssätzen

Ich werde immer übersehen.

Mir gelingt nichts.

Ich bin immer Letzter.

Das ist ja doch noch nicht gut genug.

Ich bin hilflos.

Ich bin ja selber schuld.

Ich bin machtlos.

Das kann ich mir nicht leisten.

Ich bin nicht liebenswert.

Das ist ja doch nicht so wichtig.

Ich bin ja doch nichts wert.

Ich habe zu wenig Zeit.

Das Leben ist stressig.

Das Leben ist schwierig/hart/anstrengend.

Keiner mag mich.

Ich bin ein Außenseiter.

Das muss jetzt sofort klappen.

Das schaff ich nie.

Das tut man nicht.

Das werde ich nie lernen.

Das wird nie funktionieren.

Geld verdirbt den Charakter.

Geld muss man sich hart erarbeiten.

Im Leben bekommt man nichts geschenkt.

Ich muss mich zusammenreißen und darf meine Gefühle nicht zeigen.

… … …

Die Aufzählung ist beliebig fortzusetzen. Wenn du noch Anregungen für deine Bestandsaufnahme suchst, findest du eine Menge im Netz. Ich hatte irgendwann mal die Idee, so eine Liste zu schreiben und bin nie dazu gekommen. Für diesen Artikel habe ich mal wieder aktuell recherchiert und festgestellt: Davon gibt’s mittlerweile genug.

Ganz erleichtert stelle ich fest: Ich brauche nicht zu wiederholen, was andere gut geschrieben haben. Mir gefällt die Seite von Carsten Bruns, um nur ein Beispiel zu nennen.

Stattdessen darf ich mich darauf konzentrieren, was meine Spezialität ist: Mit den ganz tief vergrabenen, meist unbewussten Glaubenssätzen zu arbeiten. Da fängt es an, richtig spannend zu werden.

Ich finde bei meinen Coachingkunden den tatsächlichen, exakten, persönlich emotional codierten Glaubenssatz und damit arbeiten wir dann.

Ich profitiere natürlich davon, dass die meisten meiner Kundinnen schon viel Vorarbeit geleistet haben, in dem sie gelesen, reflektiert und Übungen gemacht haben.

Was dann übrig bleibt, ist die „Eintrittskarte“ zur Suche nach den „dicken Brocken“. 😉 Doch lass uns jetzt endlich zu den Mythen kommen.

Jetzt aber zu den ersten beiden Mythen in Sachen Glaubenssätze

Mythos 1: Neu gegen alt = fertig!

Bei vielen Übungsvorschlägen zum Eliminieren von Glaubenssätzen soll man einfach die alten durch neue Glaubenssätze ersetzen. Beispielsweise wird aus „Das Leben ist hart und anstrengend.“ ein „Ich bekomme auch etwas geschenkt.“ oder „Das Leben hält wunderbare Geschenke für mich bereit.“ oder „Mir dürfen Dinge auch zufallen.“

Davor geschaltet ist oft der Prozess des Erkennens und Widerlegens. Wenn du dich schon mit Glaubenssätzen beschäftigt hast, kennst du dieses Vorgehen bestimmt auch. Manchmal sind es drei, mal fünf, sieben oder elf Schritt. Fast immer ist dabei die Aufgabe, gezielt in seinen Erinnerungen nach „Beweisen“ zu suchen, dass der negative Glaubenssatz nicht stimmt.

Natürlich stimmt der Glaubenssatz nicht!

Er hat noch nie gestimmt in dieser Absolutheit von „immer“ und „nie“.

Was bedeutet: Er stimmt für dich heutzutage schon gar nicht mehr.

„Beweise“ sind nett. Mehr nicht

Aber die kognitive Erkenntnis und die (emotionale) Freude und das Staunen, dass ja gar nicht alle Männer schlecht sind oder dass doch nicht alles im Leben hart erkämpft werden muss etc. allein … wird den ursprünglichen Glaubenssatz nicht so einfach weglöschen.

Vielleicht hast du das bei deinen bisherigen Prozessen auch schon erlebt. Vielleicht gab es die Aufforderung, mindestens fünf Situationen aufzuschreiben, in denen es anders war, als dir dein Glaubenssatz suggeriert. Und sie mit der Hand auf dem Herzen noch einmal zu erleben und zu erkennen, dass der Satz falsch ist. Dass er so nicht stimmt.

Und, hat’s geklappt? War der Satz hinterher weg? Hat er Platz gemacht für den neuen, positiven Satz? Bei „kleinen“ Glaubenssätzen wahrscheinlich.

Und bei den hartnäckigen Themen? Bei den dicken Brocken?

Da mit Sicherheit nicht! Sonst schreib mir gern, ich bin ehrlich gespannt, wie du das geschafft hast. Kein Scheiß: Ich würde wirklich sehr gern hören, dass so etwas funktioniert.

Denn in meiner Coaching- und Therapiepraxis erlebe ich das anders. Die Erinnerung an eine oder mehrere Situationen, an die man sich bewusst hervorholt, dass etwas „leicht“ gegangen ist, macht nicht per „schnipp“ das alte „streng-dich-an-Programm“ weg.

Auch wenn du dann den alten Satz durch einen schicken, neuen, positiven Satz ersetzt, wird das alte, bewährte Programm nicht so einfach von deinem Unterbewusstsein und von deinem Gehirn aufgegeben.

Glaubenssätze sind Neuronenmuster. Neuronenmuster lassen sich nicht mit Denken verändern.

Übrigens auch nicht, wenn du die „magische Formel“ anwendest und dir sagst: „Den Satz lasse ich jetzt los.“ Zu diesem speziellen Glauben im nächsten Teil mehr.

Ach noch ein Hinweis: Es ist genau richtig, einen neuen, förderlichen Glaubenssatz zu etablieren. Das macht aber erst dann Sinn, wenn der alte Satz wirklich aufgelöst ist. Neuronal.

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Mythos 2: Yoga, Qi Gong, Feldenkrais & Co. verändern den Glaubenssatz

Mach bitte auf jeden Fall weiter mit Tai Chi, Meditation und dergleichen. Dann bist du ausgeglichener, entspannter, kraftvoller und mehr in deiner Mitte. Deine Glaubenssatz und Programme verändert das aber nicht.

Es versetzt dich aber in einen Zustand, in dem du insgesamt klarer und ressourcenvoller bist. Das ist gut. Denn unter Stress wird der Tunnelblick immer enger. Der Autopilot übernimmt immer mehr die Kontrolle.

Je ausgeglichener du bist, desto eher hinterfragst du deine Gedanken, deine Gefühle und das, was du aussprichst.

Es hilft dir, damit du entspannt und mental stark bist

Du wirst aufmerksam, wenn du dich dabei ertappst, dass du „Da muss ich durch!“ denkst oder sagst. Oder dass du deiner Freundin erzählst, dass du erst noch die supertolle Methode XY lernen musst, bevor du als Heilpraktikerin oder als Coach „so richtig“ rausgehen kannst.

Dann merkst du:

Halt, da kann doch was nicht stimmen! Glaubenssatz-Alarm!!!

Wenn du dann Yoga oder so was machst: Gut! Aber deinen Glaubenssatz „ich bin nicht gut genug“ oder „es ist gefährlich, wenn ich sichtbar werde“, den wird das nicht wirklich interessieren.

Mach du weiter Qi Gong, deine Neuronenmuster machen weiter … nun ja, was immer Neuronenmuster so machen, wenn man sie lässt. 😉

P.S. Verstehe diesen Hinweis bitte richtig. Ich bin selbst Qi Gong-Lehrerin und weiß, wie heilsam Qi Gong auf allen Ebenen wirkt. Aber das gezielte Verändern von alten Glaubenssätzen ist mit anderen Methoden und Strategien um ein vielfaches besser.

Technik und Strategie für Kopf, Herz und Hand: Glaubenssatz ade: In 6 Wochen deine negativen Gedanken auf positiv stellen, um endlich voll durchzustarten

Bis hierhin hast du einige grundsätzliche Informationen zu Glaubenssätze erfahren und die ersten beiden Mythen kennen gelernt. Weitere Mythen folgen in Teil 2.

Ich freue mich, wenn Du den Artikel mit Menschen teilst, die sich auch für Glaubenssätze interessieren.

LG, Wera
Wera Nägler – Coach für Seelenforscher und Selbstcoacher
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