Kennen Sie das? Beruflich oder privat ist gerade (mal wieder) viel oder fast alles im Umbruch. Manche Veränderungen kommen von außen; wir fühlen uns mehr geschoben, als dass wir freiwillig gehen. Andere Dinge haben wir bewusst in Angriff genommen. Und jetzt ist sie da – die Zeit der Veränderung! Wie? Der Jubel bleibt aus?
Warum wir bei Veränderungsprozessen oft ins Energietief rutschen
Wir möchten schwungvoll und kraftstrotzend die Veränderung realisieren. Wir wollen voranstürmen und schnell das Ziel erreichen. Auch wenn wir unser Ziel nicht so ganz genau kennen, wollen wir ungeduldig loslegen. Diese Zeit „dazwischen“ ist oft schwer auszuhalten. Die alte Situation gibt es nicht mehr, die neue ist noch nicht in Sicht oder noch nicht realisiert.Und diese Zwischenzeit ist zudem eine Zeit, in der man aufgewühlt ist. Man träumt intensiv. Viele erleben sich als sehr empfindsam, oft nah am Wasser gebaut. Alles scheint durcheinander, wie im Nebel. Orientierungslos sucht man nach Punkten, an denen man ansetzen und beschleunigen kann. Man versteht sich selbst nicht, manchmal kennt man sich so auch selbst nicht. Seinem Umfeld kann man sich selbst da schon gar nicht erklären. Sich so zu fühlen, ist für viele schwer zu akzeptieren.
Veränderungszeit ist nicht planbar
Und das macht diese „Wackelzeit“ so unbeliebt. Es ist schwer, die Ungewissheit und Unplanbarkeit auszuhalten. In einem Bild beschrieben: Man hat das Ufer verlassen und sitzt in einem Boot, mitten auf einem Fluss. Hinter sich das alte Ufer, vielleicht gerade noch in Sichtweite, und vor sich das neue Ufer. Aber es ist noch ein Stück auf dem Fluss zurückzulegen, bis man an dem neuen Ufer anlegen kann. Da kann es noch zu vielen Unwägbarkeiten kommen. Das stresst und verstärkt das Gefühl, dass der Akku leer wird.
Verfallen Sie nicht in Hektik und Aktionismus
Die Ungeduld signalisiert „tu was, bevor du die! Gelegenheit versäumst“. Die Betriebsamkeit gaukelt uns vor, mit blinden Aktionen etwas zu erreichen. Man sitzt im Boot und rudert auf das neue Ufer zu. Das dauert seine Zeit, bis man da ist. Und die Wahrheit ist: Es lässt sich in der Regel nicht beschleunigen. Und es gibt keine Abkürzung.
Wenn Aktionen eine Sackgasse sind, was ist dann die Alternative? Das Verstehen von Veränderungsphasen ist für viele schon ein erster Schritt. Wenn man weiß, dass aktiv sein oft nicht die richtige „Medizin“ ist, kann man sich eher auf das Nichtstun einlassen. Im Chinesischen nennt sich das „Wu Wei“ – Handeln durch Nichtstun. Das heißt: Sich klarmachen, dass man alles Erforderliche unternommen und auf den Weg gebracht hat. Und dass man sich dann zurücklehnt und die Zeit der Reife und des „Nichtstuns“ einhält. Für viele ist es schwierig zu akzeptieren, es dann einfach gut sein zu lassen.
Suchen Sie den Sinn bei der Veränderung
Veränderungen sind anstrengend. Deshalb konzentrieren Sie sich immer wieder auf den Sinn dessen, was Sie erreichen oder lassen wollen. Akzeptieren Sie, dass Sie nicht mehr im Alten, aber noch nicht im Neuen sind. Die Ungewissheit wird leichter lebbar, wenn wir Sinn in das bringen, was wir machen. Dann fließt die Energie wieder kraftvoller. Was uns stresst ist ja gerade, dass wir Situationen wie in Veränderungsphasen nicht verstehen. Die Unsicherheit und unsere Emotionen, die wir nicht verstehen, hebeln uns aus. Da hilft es, dies als normalen Entwicklungsprozess zu erkennen. Man ist jetzt in der Phase der Unsicherheit? Okay! Nicht nett, aber es ist so. Und es wird auch wieder besser. Mit Blick auf das, was Gutes, Neues kommen wird. Mit Blick auf den Sinn dessen, was wir erreichen wollen. Entspannen Sie sich, lenken Sie sich ab, meditieren Sie – machen Sie alles, was Ihnen hilft zu akzeptieren: Ich kann im Moment nicht mehr machen, als ich mache. Und das ist gut so. Der Rest kommt zu seiner Zeit. Denn ich habe alles auf einen guten Weg gebracht. Das kann jetzt wirken.
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Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de