Kennen Sie das? Normalerweise unterhalten Sie sich gern. Aber momentan geht Ihnen vieles durch den Kopf. Und Zuhören ist sowieso nicht Ihre Stärke, obwohl Sie sich schon für Ihre Mitmenschen und vor allem Familie und Freunde interessieren. Die meisten Menschen unterhalten sich gern. Viele Menschen reden gern. Einige Menschen hören auch gern zu. Wie sieht es bei Ihnen aus? Hören Sie gern zu? Hören Sie gut zu?

Zuhören ist oft schwieriger als Reden. Gespräche können ganz schön anstrengend sein, vor allem das Zuhören. Manchmal entsteht das Gefühl der Anstrengung durch einen rücksichtslosen Kommunikationsrowdy, der einen gnadenlos „zutextet“ und zum Ziel eines ungebetenen Vortrages macht. Darum geht es heute nicht. Gehen wir davon aus, dass ein Mensch, der Ihnen wichtig ist, mit Ihnen ein Gespräch führen möchte. Vielleicht der Partner/die Partnerin oder eine Freundin.

Wenn Sie erschöpft sind, sagen Sie es. Optimal ist es, wenn Sie ein Gespräch in ausgeruhtem Zustand führen. Möchte Ihr Partner mit Ihnen reden, wenn Sie sich müde und erschöpft fühlen, so sagen Sie, wie es Ihnen gerade geht. Ist Ihr Gegenüber eine Frau lohnt es sich, zu betonen „Du, das liegt grad an mir/meiner stressigen Arbeit und nicht an dir.“ Frauen neigen oft dazu, bei einer Ablehnung durch Andere schnell die Schuld bei sich zu suchen. Sorgen Sie für etwas Zeit für sich, um Kraft zu sammeln. Wie laden Sie Ihre Akkus wieder auf? Ein kleiner Spaziergang, ein schöner Tee, Musik hören, eine Dusche? Tun Sie das, was für Sie am schönsten ist.

Zeigen Sie, dass Sie zuhören. Wenn Sie beispielsweise mit einer Freundin in einem Café sitzen und sich ununterbrochen in der Gegend umschauen, wird sie Ihnen nur schwer glauben, dass Sie zuhören. Nageln Sie wiederum Ihr Gegenüber aber auch nicht mit chronischem Blickkontakt fest. Lassen Sie sich von Ihrer Umgebung nicht zu viel ablenken und schauen Sie Ihr Gegenüber mit weichen Augen an.

Nur Nicken und rhythmisch „hmmmm“ oder „jaja“ brummeln wird eventuell bei Ihrem Gegenüber das Gefühl auslösen, dass Sie sich nicht wirklich auf das Gespräch einlassen. Und überlegen Sie: hmmmm und jaja kann man wirklich auf „Autopilot“ sagen, da muss man nicht zugehört haben oder beteiligt sein.

Kommunikation: Zuhören ist eine Kunst

Kommunikation: Zuhören ist eine Kunst

Wie „beweisen“ Sie, dass Sie zuhören? Sagen Sie ab und zu so etwas wie „Du willst also …“, „Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist dir besonders wichtig … / bist du besonders sauer, weil …“. Damit können Sie zweifelsfrei „beweisen“, dass Sie zugehört haben. Den Satz kann man nämlich wirklich nur beenden, wenn man a) zugehört hat und b) auch verstanden hat, was der Andere sagt und c) nicht nur seine eigene Meinung wiedergeben möchte. Probieren Sie es aus und schreiben Sie mir von Ihren Erfahrungen.

Noch ein Tipp: Wenn Sie von der Kommunikation her ein „typischer“ Mann sind, erhöhen Sie Ihr nicken, hmmm, ja, genau, „ich habe mal …“ um mindestens zweidrittel, wenn Sie mit einer Frau sprechen. Variieren Sie sowohl die Worte als auch die Tonlage – ja, das geht. Sie wird andernfalls zu Ihrer Überraschung das Gefühl haben, dass Sie ihr nicht wirklich und „richtig“ zuhören. Obwohl Sie zuhören.

Unterbrechen Sie nicht. Erst einmal sind natürlich äußere Unterbrecher zu nennen wie Telefon und Handy, KollegInnen etc. im Büro, Familienmitglieder zu Hause (ja, auch Kinder können beim Papa bleiben, wenn Mama Besuch einer alten Freundin hat). Auch ein Fernsehen sollte nicht mit Ihrem Gegenüber um Ihre Aufmerksamkeit buhlen.

Sie selbst sollten den Redefluss Ihres Gegenübers auch nicht zu oft unterbrechen. Fragen Sie nicht andauernd dazwischen und seien Sie sparsam mit eigenen Bemerkungen. Wenn der andere ein gesuchtes Wort nicht gleich findet – reden Sie nicht sofort rein, schenken Sie ihm die Zeit, die er braucht.

Noch ein Tipp: Wenn Sie von der Kommunikation her eine „typische“ Frau sind, reduzieren Sie Ihr nicken, hmmm, ja, genau, „ich habe auch …“ um mindestens zweidrittel, wenn Sie mit einem Mann sprechen. Er wird sich andernfalls zu Ihrer Überraschung von Ihnen unterbrochen fühlen. Also nur jedes dritte Mal ist ein „ja, genau“ erlaubt, die anderen beiden Impulse unterdrücken.

Zuhören ist eine Qualität, gutes Zuhören eine hohe Kunst und ein Geschenk, das wir unseren Mitmenschen jeder Zeit machen können. Sorgen Sie also immer für gut aufgeladene Zuhör-Batterien und beschenken Sie die Menschen, die Ihnen wichtig sind, mit Ihrer Aufmerksamkeit.

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de