Kennen Sie das? „Ich muss eben die Akte raussuchen“ sagen Sie zum Kunden am Telefon. Und abends zu einem Freund „Ich sollte endlich mal wieder in die Muckibude“. Die Art, wie wir sprechen, sagt viel über unser Denken aus. Wenn ich viele Sätze mit „ich muss …“ beginne, denke und empfinde ich das auch als „ich habe keine andere Wahl“. Doch woher kommt dieses automatische „ich muss“ überhaupt? Dieses Denken beruht auf unbewussten Glaubenssätzen. Glaubenssätze bilden sich im Laufe unseres Lebens heraus. Sie dienen der Orientierung und sichern unsere soziale Zugehörigkeit. Doch oft engen sie unser Leben ein. Selten entsprechen sie der aktuellen Entwicklung. Viele „ich muss/ich soll-Sätze“ sind ursprünglich ein „du musst/du sollst-Sätze“ und richteten sich an ein Kind. Als Erwachsener benutzen wir diese Worte immer noch automatisch und unreflektiert.

Es gibt einige Wörter in der deutschen Sprache, die sich wundervoll für die Selbsterkenntnis und für das Auflösen von Blockaden eignen. Diese Wörter heißen

  • sollen
  • müssen
  • können
  • dürfen

Warum sind diese Worte so interessant? Ganz einfach: Sie können sie als Ausgangspunkt nutzen, um irrationale Gedankenmuster aufzuspüren, überhöhte Ansprüche an sich selbst und selbstgesteckte Grenzen, die Ihnen nicht gut tun. Es ist eine recht einfache, aber sehr erkenntnisreiche Übung. Seien Sie gespannt darauf, was bei den jeweiligen Satzanfängen aus Ihrem Kopf so alles „herauskommt“. Also, diese Übung dient Ihrer Klarheit.

  • Dazu nehmen Sie einfach ein leeres Blatt zur Hand und schreiben Sie:
  • Ich sollte …
  • Satz ergänzen: Und dann ergänzen Sie ganz nach Lust und Laune und aus dem Bauch heraus diesen Satzanfang. Wieder und immer wieder. So lange, bis Sie 10 Sätze haben, die alle mit „ich sollte“ beginnen. Dadurch finden Sie sehr schnell die Ansprüche, die Sie selbst an sich stellen.
  • Impulsfragen: Sprechen Sie halblaut jeden Satz noch einmal aus. Wie klingt das für Sie? Gibt es dabei Ansprüche, die überhöht sind? Gibt es Ansprüche, die Ihnen nicht gut tun? Oder die unlogisch und irrational sind?
  • Priorisieren: Im nächsten Schritt markieren Sie drei Aussagen, die Sie spontan besonders ansprechen. Kreisen Sie den Satz ein, der davon im Moment der wichtigste ist und schauen Sie sich diese Ansprüche noch einmal genauer an.
  • Aktionsfragen: Ist dieser Anspruch gut für mich? Sollte ich das wirklich? Macht mich das glücklich, dass ich das denke? Was würde passieren, wenn ich diesen Anspruch loslassen würde? Was ist mir klar geworden? Welche Konsequenz ziehe ich daraus?

Weiter geht es mit müssen, dürfen und können. Als nächstes nehmen Sie das Wort „müssen“ und verfahren genauso wie beim Wort „sollen“. Also: Ich müsste / oder auch ich muss.

Auch die Worte „ich darf “ und „ich kann“ bieten viel Raum für Selbsterkenntnis. Wobei es hierbei eher um Erlaubnisse geht, um Weite und um Ressourcen.

Wenn Sie beispielsweise einen Satz aufschreiben „Ich darf eine glückliche und zufriedene Beziehung führen“, dann kann es geschehen, dass eine Stimme oder ein Gefühl Ihnen sagt, dass Sie das mit Sicherheit nicht dürfen. Oder allenfalls „ein bisschen“. Dann gehört dies in den Kanon der Verbote. Sie können damit dann verfahren wie mit dem müssen und sollen. Dann kehren Sie zurück auf das kraftvolle „ich darf“ und „ich kann“.

Räumen Sie gründlich auf! Viel Spaß bei der Selbsterkenntnis und beim Entrümpeln Ihrer überholten und ungeeigneten Glaubenssätze. Denn oft passen diese automatischen Gedanken schon lange nicht mehr zu dem Menschen, zu dem Sie sich entwickelt haben.

Glaubenssätze bestimmen unser Leben

Glaubenssätze bestimmen unser Leben

Alltagstipp für Sie: Das Zauberwort „ich werde“. Probieren Sie einmal aus, wie es sich anfühlt, wenn Sie statt „Ich muss da mal nachfragen“ sagen „Ich werde einen Kollegen fragen.“ Statt „ich muss noch einkaufen“ ein „ich werde als nächstes einkaufen“. Verfahren Sie ebenso mit dem anderen „Verbieter“ mit dem „ich sollte“.

Ich habe noch einen Extratipp für Sie. Wenn Sie BSFF kennen, dann machen Sie es sich leicht bzw. vertiefen Sie die Wirkung dieser Übung. Ergänzen Sie die Sätze mit Ihrem Codewort. So wird daraus sofort ein BSFF-Korrektursatz. Damit lassen sich überholte Glaubenssätze viel einfacher behandeln. Sie wissen nicht, was BSFF ist und sind neugierig geworden? Dann informieren Sie sich doch auf meiner Webseite (Videos und eBook) Klick! 

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de