So, weiter geht’s mit den Helfertypen. Wer den „Das-kriegen-wir-schon-hin-Macher“ und die „Kind-du-musst-was-essen-Fee“ verpasst hat, schaue noch mal kurz in Teil 1.

Sonst gilt nach wie vor: Helfen ist gut. Helfen sollten Sie auf keinen Fall nach dem Lesen meines Artikels einstellen. Helfen sollte aber aus Geben und Nehmen bestehen. Das muss nicht unbedingt 1:1 mit einer Person sein. Ich gehe davon aus, dass sich das per „Universum“ optimal regeln lässt: Man gibt was „rein“ (an eine Person A) und bekommt was „raus“. Kann sein von Person A, kann aber auch sein von Person X.

Gut, nachdem das geklärt ist, kommen jetzt die beiden nächsten Kandidaten, die ein typisches Helfermuster haben. Das sollte man nur noch optimieren, dann kann man sich selbst in diesem Muster auch „treu“ bleiben. Den Anfang macht der Schmuseknuddler.

Helfermuster 3: Schmuseknuddler

Wenn Sie ein typischer Schmuseknuddler sind, reden Sie nicht viel. Sie breiten einfach die Arme aus und lächeln, während Sie einen in den Arm nehmen. Sie geben die richtigen Geräusche in der richtigen Brummlage von sich und streicheln tröstend an den richtigen Stellen. Sie sind einfach da und geben Halt. Klingt nach nicht „viel“, kann aber genau die richtige Entlastung für den anderen sein. Denn man ist erst einmal geschützt vor „dem da draußen“. Das kann sehr heilsam sein und genau die Auszeit und die Schutzzone, die man braucht.

Der Fallstrick ist, dass das wiederum so schön sein kann, dass der Ratsuchende am liebsten in der Sicherheit dieser Arme bleiben würde. Und man selbst kommt als „Helfer“ dann an seine Grenze, wenn das in-Arm-nehmen offensichtlich nicht ausreicht.

  • Besser ist: Kommen Sie nach dem „Sicherheit geben durch die Kuscheleinheit“ entschieden zu dem Punkt, was der andere als nächstes zu tun hat. Menschen, die Schmuseknuddler aufsuchen, neigen durchaus dazu, sich schnell als Opfer zu fühlen. Das getröstet-werden, kann dies verstärken, wenn nichts nachkommt. Die Strategie heißt also: Weg vom „klein-sein“ und „ich-armes-Opfer“.Helfen Sie dem Anderen, dass er sich auf seine Kompetenzen und sein Können besinnt. Erinnern Sie an oder fragen Sie nach früheren Erfolgen und erfolgreichen Strategien mit ähnlichen Situationen. Sagen Sie beispielsweise „Du hattest früher doch auch schon mal einen schwierigen Chef. Das hast du damals doch gut gelöst. Wie kriegst du das jetzt wieder hin?“ Also für Sie die 2-Schritt-Stratgie: Trösten als wäre der andere ein Kind. Was er emotional in den Moment ja auch ist und das ist auch in Ordnung. Deshalb tut Ihr Schmuseknuddeln ja so gut. Danach Schritt 2: Helfen Sie dem anderen, sich erwachsen und kompetent zu fühlen. Fragen Sie nach dem nächsten, kleinen Schritt in die gewünschte Richtung. Kleiner Schritt. Notfalls Schrittchen. Minischritt. Mikroschritt …

Helfermuster 4: Mobile Heulschulter

Wenn Sie dieser Typ sind, vermitteln Sie dem Anderen sehr schnell „Ich bin ganz bei dir!“ Sie sind voller Mitgefühl und ermöglichen es dem anderen, sich wirklich gehen zu lassen nach der Devise „Lass es einfach raus“. Zudem verfügen Sie über einen unendlichen Vorrat an Papiertaschentücher, die wie durch Zauberei auch immer griffbereit sind. Allerdings laufen Sie Gefahr, zum ständigen, seelischen Mülleimer für andere zu werden. Wollen Sie das wirklich?

  • Besser ist: Erlauben Sie sich, Grenzen zu setzen. Ja, verpflichten Sie sich selbst sogar dazu, Grenzen zu setzen. Das einfachste ist sicher eine zeitliche Begrenzung. Statt „Du kannst mich jederzeit anrufen“ konkretisieren Sie lieber „Am besten erreichst du mich zwischen 18 und 19 Uhr, danach gibt’s bei uns Abendessen“. Oder Sie klammern den Sonntag aus oder was auch immer.
    Setzen Sie auch ein zeitliches Limit. Beispielsweise in dem Sie einer Kollegin sagen „Lass uns das bitte später in der Mittagspause besprechen. Ich esse erst was in Ruhe, danach habe ich noch eine Viertelstunde für dich, okay.“Vor allem, wenn jemand Sie wiederholt oder sogar regelmäßig mit „Müll“ zuschrottet, sollten Sie die „Dosis“ klein halten und auch keine neuen „Wiederholungsschleifen“ zulassen.Kommunikativ sollten Sie sich einige Sätze angewöhnen, die den anderen aus seiner Dauerlitanei holt. Meine Formulierungen sind nur Vorschläge. Experimentieren Sie mit Ihren eigenen Worten, aber probieren Sie mal die Wirkung aus, wenn Sie beispielsweise sagen: „Okay, ich habe verstanden, dass dich das ärgert. Was willst du jetzt unternehmen?“ „… was soll sich verändern? Wie könntest du dies erreichen/erste Schritte unternehmen?“ Aber passen Sie auf: Der typische Ratsuchende, der zur mobilen Heulschulter rennt, will nur alles „rauslassen“ und sich manchmal regelrecht auskotzen. Danach geht’s wieder, der emotionale Müll ist ja auch weg – by the way: Haben Sie sich jemals gefragt wohin der Schrott ist? Kommen wir gleich zu. Erst noch zum „Ausheuler“: Der will selten wirklich etwas verändern. Bleiben Sie nett, freundlich … und konsequent: „Okay, wie geht’s weiter bei dir?“. Und jetzt kommt Ihre „Waffe“: „Was konkret kann ich jetzt für dich tun?“ Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: „Was konkret kann ich jetzt für dich tun?“ Entweder nimmt der Andere diesen Impuls auf und kommt dank Ihrer Hilfe einen Schritt weiter oder er ignoriert Ihre Frage (weil er die Antwort nicht weiß) und fängt von vorne an. Dann unterbrechen Sie sofort und stellen die gleiche Frage nochmal. Und nochmal. Und nochmal.Ach ja, machen Sie regelmäßig den Selbst-Check: Fühlen Sie sich, nachdem die Person sich bei Ihnen ausgeheult hat, schlechter, erschöpfter, hoffnungsloser etc. als vorher? Dann ist Alarmstufe rot! Ihre Abgrenzung ist zu verbessern, denn Sie übernehmen dann qusi die rausgemüllten Emotionen – na danke!

Im nächsten Blogbeitrag stelle ich Ihnen die letzten beiden Typen vor. Es sind der „weltanschauliche Holzhammer“ und der „immer-ein-offenes-Ohr-Typ“. Vielleicht erkennen Sie sich auch dort wieder? Klick!

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de