Kennen Sie das? „Ich würde ja gern mal mit meinem Chef über mein Gehalt sprechen, bin mir aber nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist“ oder „Eigentlich würde ich meinen runden Geburtstag am liebsten mit meinem Liebsten ganz allein im Kuschel-Hotel feiern, aber die Anderen haben auch immer eine große Feier mit allem Drum und Dran geboten.“

Sie merken, hier steht jeweils eine Entscheidung an. Nicht gerade eine lebensprägende Entscheidung, aber eine, die Kopfzerbrechen auslöst. „Ich schwanke noch hin und her,“ beschreiben wir diesen Zustand. Und wenn dies länger andauert, fühlen wir uns zu Recht in einer Art Schwebezustand. Wenn aber unsere Kollegin oder ein guter Freund etwas zu entscheiden haben und unentschlossen sind, ist es meist anders: In der Regel haben wir bei anderen sofort, was gut wäre.

Bei unseren eigenen Themen können wir oft nicht „ja“ und nicht „nein“ sagen und vertagen eine Entscheidung immer und immer wieder. Das liegt aber weniger an einer persönlichen Entschlusslosigkeit oder gar an einer Charakterschwäche. Uns fehlt schlicht und dann die Distanz: Die Pro­bleme anderer betrachten wir ganz natürlich mit klarem Kopf und gesundem Menschen­ver­stand. Bei uns selbst setzt meist ein Gewirr von inneren Stimmen ein, die ähnlich wie auf dem Hamburger Fischmarkt alle etwas anderes anpreisen. „Schön entspannen, das brauche ich jetzt!“ „Aber nein, mal wieder richtig groß Geburtstag feiern!“, „Endlich Zeit zum Genießen.“ „Du warst auch auf Sarahs Geburtstag …“ Und wie auf dem Hamburger Fischmarkt sind wir von den vielen Stimmen, die unsere Aufmerksamkeit wollen, so überfordert, dass wir eher verwirrt und ergebnislos unsere Entscheidung vertagen.

Heute habe ich ganz einfache Tipps für Sie, um diesen entscheidungsfreien Zustand zu stoppen.

Tipp 1: Was würden Sie raten?

Bei anderen Menschen können wir immer so viel einfacher sagen, was der beste Weg ist. Nutzen Sie diese Fähigkeit und tun Sie genau das: Überlegen Sie sich, was Sie Ih­rem besten Freund oder Ih­rer besten Freundin in einer solchen Situa­tion ra­ten würden.

Tipp 2: Die Waage – was spricht dafür, was spricht dagegen?

Legen Sie ein Blatt Papier quer und zeichnen Sie eine Waage mit zwei großen Schalen. In die linke Schale oder auch darum herum oder darunter schreiben Sie alles auf, was für die Entscheidung spricht. In die rechte Schale kommen alle Aspekte, die dagegen sprechen. Bekommen Sie dann ein Gefühl dafür, welches Gewicht die einzelnen Aspekte haben. Sie können dies in Punkten ausdrücken: Je wichtiger der Aspekt, desto höher die Punktzahl. Alle Aspekte in einer Waagschale addieren. Die Waagschale mit den „schwersten“ Aspekten ist die, die Ihre Entscheidung enthält.

Okay, Sie können das auch ohne Waage mit einer Pro- und Contra-Liste machen: Blatt Papier in zwei Spalten einteilen, links steht die Überschrift „Pro“, rechts steht „Contra“. Aber weil kaum jemand eine Waage malen kann, ist die erste Variante lustiger. Beides hilft Ihnen, zu einem „cool-down“ Ihrer Gefühle. Sie können in aller Ruhe alle Argumente betrachten.

Tipp 3: Aus dem Bauch heraus

Meist werden Entscheidungen mit der Begründung, nicht alle Fakten zu kennen, ergebnislos vertagt. Doch wahrscheinlich werden Sie selten „genug“ Informationen haben, um eine beruhigende Entscheidung zu treffen. Dafür gibt es zuviele Parameter, die zu bedenken sind. Setzen Sie auf schnelle Entscheidungen. Und dazu ist der Bauch und nicht der Kopf Ihre Nummer 1.

Wenn Sie zwischen zwei Dingen wählen müssen, fragen Sie sich: Bin ich das wirklich/stimmt das für mich wirklich? Identifiziere ich mich damit wirklich zu 100 Prozent/stehe ich wirklich vollkommen dahinter?

Nur wenn ein deutliches „ja“ kommt, stehen Sie wirklich so hinter Ihrer Entscheidung, dass Sie sie auch durchziehen.

Tipp 4: Werfen Sie eine Münze

Hier mein Tipp, der nicht nur Ihre Intuition anklickt, sondern auch hervorragend funktioniert: Nehmen Sie eine Münze, legen Sie fest, welche Seite für welche Entscheidung steht und werfen Sie die Münze. Das, was die Münze anzeigt, machen Sie! Wenn sofort ein deutliches Gefühl von „nein, auf gar keinen Fall!“ kommt, hören Sie auf Ihre Intuition und es gilt das „nein“. Wenn nichts kommt, haben Sie Ihre Wahl getroffen. Wenn Minuten, Stunden oder Tage später ein „Nein“ kommt – ignorieren Sie es. Das sind nur wieder die altbekannten Schreihälse vom „Hamburger Fischmarkt“.

Tipp 5: Wie sind die Auswirkungen in der Zukunft?

Und noch eine Lösung für Menschen, die eher denkend-sinnierend vorgehen möchten: Betrachten Sie jede Ihrer Lösungsmöglichkeiten nach der Wirkung für Ihre Zukunft. Das spitzen Sie mit den folgenden drei Fragestellungen zu:

  • Wie ist die Auswirkung dieser Entscheidung in zehn Tagen?
  • Wie in zehn Monaten?
  • Welche Auswirkungen wird diese Entscheidung in 10 Jahren zeigen?

Sie schauen also wie in einer Prognose in Ihre Zukunft. Das hilft in der Gegenwart, eine Entscheidung zu treffen. Und na klar – die Zukunft kennen Sie nicht. Aber wenn Sie nichts entscheiden, entwickelt sich Ihre Zukunft ja auch „einfach“ weiter. Also treffen Sie zum jetzigen Zeitpunkt Ihre beste Entscheidung.

Und dieser letzte Aspekt ist mir der wichtigste. Sagen Sie sich ganz bewusst: Ich treffe unter den jetzigen Bedingungen die für mich bestmögliche Entscheidung.

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de