Menschen neigen dazu, die immer gleichen Wege zu nutzen. Damit meine ich sowohl die realen, äußeren Straßen, als auch die immer gleichen Gedanken zu denken. Mental fahren viele Menschen wie „auf Schienen“. Diese Haltung führt meist auch zu einer immer gleichen Herangehensweise, um ein Problem zu lösen.

Der Psychologe Bill O’Hanlon hat seiner Prämisse „Do one thing different“ ein ganzes Buch gewidmet. Mit „Mach eine Sache anders“ geht er davon aus, dass wir festgefahrene psychologische Bahnen nur verlassen, wenn wir etwas verändern. Anders ausgedrückt: Wenn du über dein Problem und mögliche Lösungen genauso denkst wie bisher, wirst du der Lösung nicht näher kommen.

„Bringt es das: Mehr vom gleichen!?“

Das ist eine Frage, die ich meinen Coachingkunden stelle. „Würde es dir nutzen oder wäre dein Problem gelöst, wenn du mehr vom gleichen machen würdest?“ Also mehr oder länger arbeiten. Dem Partner genauer zuhören. Dem Kind besser erklären, warum es etwas nicht darf. Der Kollegin mehr Arbeit abnehmen. Noch schneller die Anfragen und Telefonate erledigen. Sich noch intensiver vornehmen, beim nächsten Mal nein zu sagen und das besser zu begründen …

Nochmal meine Frage: „Wäre dein Problem gelöst, wenn du mehr vom gleichen machen würdest?“ Meist lautet die Antwort nach kurzem Nachdenken „nein, nicht wirklich.“ Trotzdem versucht man meist als erstes die „mehr-vom-gleichen-Technik“. Das kann durchaus auch der richtige Weg. Doch wenn das nicht fruchtet, dann taugt diese „Technik“ nicht. Dann kommt Technik 2 zum Zuge: Probiere etwas neues, etwas anderes aus. Oder wie Bill O’Hanlon sagt: mach eine Sache anders.

Der Veränderungs-Kick!

Mach eine Sache anders. Mit einem Paukenschlag: „Do one thing different“. O’Hanlon empfiehlt dabei beispielsweise einem Paar, das die immer wieder gleiche Auseinandersetzung führt, dies durchaus bei zu behalten. Für das „anders“ gibt er Tipps wie: Beide setzen zu Beginn des Streitgesprächs einen Hut auf oder setzen sich zum Streit in die Badewanne. Kannst du dir vorstellen, wie das wirkt? Es ist ein Paukenschlag auf das „das war schon immer so“ im eigenen Verhalten. Und es unterbricht auch den Autopiloten im Gehirn. Es ist das Signal: Ich kann bewusst meine Gewohnheiten ändern – und damit können auch andere Dinge anders verlaufen.

Ändere eine Sache und schaue, was passiert. Das können für den Anfang Tipps sein, die du sicher schon einmal gehört hast: Einen anderen Weg zur Arbeit fahren oder etwas mit der linken Hand machen, wofür du sonst immer die rechte nimmst. Das ist gut. Aber besser ist es, einen kleinen oder großen „Paukenschlag“ zu machen.

Ich empfehle beispielsweise, mit einem Menschen über ein Problem, eine Idee oder einen Wunsch zu sprechen, von dem man weiß, dass er anderer Meinung ist. Oder eine kniffelige Kundenanfrage telefonisch beantworten statt wie üblich schriftlich. Den Bürotisch mit dem Bistrotisch tauschen oder den Konferenzraum mit der Sauna oder dem Schwimmbad. Ich habe mir einmal den Hund einer Nachbarin „ausgeliehen“ und bin mit ihm in einem anderen Stadtteil „Gassi“ gegangen, um den Kopf frei zu kriegen. Ich hatte spannende Kontakte mit Menschen, die ich sonst nicht treffe, statt am Schreibtisch über meinem Seminarkonzept zu grübeln. Der Hund bekam hinterher viele Leckerlis, weil ich plötzliche viele Ideen für mein Kommunikationstraining hatte.

Bringe dich in für dich ungewohnte Situationen

Dieser Reiz ist ein Weckruf zum Gehirn, auch andere Dinge anders zu betrachten. Jetzt bist du dran:

  • Welches Problem oder Thema steht bei dir zur Veränderung an?
  • Was könntest du als Kleinigkeit anders machen als bisher?
  • Und was wäre ein „echter Paukenschlag“?
  • Wie könnte das aussehen? Was wirst du tun?
  • Wann wirst du es tun?

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Umsetzen – und vor allem viel Spaß!

Autorin: Wera Nägler – www.wera-naegler.de